An die Fußballzeiten vor der Vierer-Abwehrkette können sich immer weniger Menschen erinnern. In den 2000er-Jahren verteidigten noch fast alle Mannschaften gegner- und nicht ballorientiert. Die Spieler der verteidigenden Mannschaften standen dort, wo "ihre" Gegenspieler standen, und nicht dort, wo es aufgrund der Ballposition am gefährlichsten für das Team werden könnte. Die Mannschaft war weit aufgefächert. Es herrschte keine klassische Kompaktheit.

Seit der Umstellung auf das ballorientierte Verteidigen wird der Raum "gedeckt", den der Gegner zum Erspielen einer Torchance nutzen könnte (dieser ist von der Ballposition abhängig). Das Zustellen von Passwegen Richtung Tor hat dabei die oberste Priorität. Die Manndeckung findet aber noch im Strafraum statt.

Das ballorientierte Verteidigen beinhaltet einen kompakten Mannschaftsverband mit einer Dreier-, Vierer- oder Fünferkette als letzte Reihe. Es gab und gibt viele Ansätze, wie man eine Abwehrkette trainiert. In den Anfangsjahren der Umstellung ging es darum, die Verhaltensweise der Spieler "umzupolen". Also die Gegnerorientierung zugunsten der Ballorientierung aufzugeben. Dementsprechend wurde viel die Bewegung im Raum trainiert. Heutzutage, wo die Spieler mit der Raumdeckung aufwachsen (Fußball auf der Spielkonsole, im TV usw.), ist dies nicht mehr in diesem Maße notwendig. Das ballorientierte Verteidigen kann man heutzutage direkt in Spielformen trainieren.

Das Spielen mit einer Dreier- bzw. Fünferkette ist gleich. Bei einer Dreierkette kann nur die komplette Breite verteidigt werden, wenn die Außenspieler sich in ihr einreihen und so eine Fünferkette bildet. Bei einer äußeren Ball-position reiht sich der ballferne Außenspieler in die Dreierkette ein, so dass die Spieler der Dreierkette seitlich Richtung Ball schieben können (Gegenspieler im Auge behalten). Der ballnahe Außenspieler übt Druck auf den Ball aus. Bei zentraler Ballposition reihen sich beide Außenspieler in die Dreierkette ein.

Die folgend Spielformen setzen voraus, dass die Spieler in der Abwehrkette im defensiven 1-gegen-1 sowie im Doppeln geschult sind. Trainiert man eine Mannschaft, die vom Leistungsstand her noch nicht so weit ist, erhält man zu diesen beiden Themen hier und hier eine Übung.

Jede Trainingseinheit wird mit einem Abschlussspiel beendet, indem beide Teams mit einer Abwehrkette agieren. Das Defensivverhalten wird somit ständig trainiert. Legt man an einem Tag viel auf die Verbesserung der Abwehrkette, coacht man das Abschlussspiel entsprechend. Ein unterbrechungsfreier Ablauf wird durch ein Coaching synchron zum Spiel erreicht. Ein Stoppen des Spiels empfiehlt sich nach einer sehr guten Aktion. Wird das Team dann für ein Verhalten gelobt, ist dies motivierend und die angesprochene Situation bleibt haften.

Einstimmung Training ViererketteOrganisation & Ablauf (Warm-up)

Ein Spielfeld (40 x 20 Meter) beginnend vom Strafraum aufbauen. Die Grundlinien bestehen aus je vier gleichmäßig verteilten Positionshütchen.

Die Trainer stehen mit ausreichend Bällen neben dem Feld. Vier Verteidiger bestimmen und an den vier Abwehrhütchen (A) auf der Strafraumlinie verteilen. Die Verteidiger halten ein Leibchen in der Hand. Die restlichen Spieler verteilen sich als Angreifer an den vier Offensivhütchen (B) gegenüber.

Ein Trainer passt zu einem beliebigen vorderen Angreifer und es entsteht ein 4-gegen-4. Ziel ist es, über die Grundlinie des gegnerischen Teams zu dribbeln. Zeitlimit 20 Sekunden. Ist dieses überschritten, Aktion abbrechen.

Die vier Angreifer werden nach der Aktion zu den Verteidigern und die Verteidiger stellen sich bei den Angreifern an. Sobald die neuen Verteidiger stehen, spielt ein Trainer einen neuen Ball.

Spieleranzahl: 8–20 Spieler.

Wettbewerb: Kann die Viererkette ein Überdribbeln der Angreifer nicht verhindern, so müssen sie einen 80%-Sprint bis zur ML absolvieren (und stellen sich dann bei den Angreifern an). Gelingt der Viererkette dagegen ein Konter, so müssen die Angreifer bis zum Tor sprinten, bevor es weitergeht.

Variation: Maximal drei Ballkontakte.

Tipp: Die neuen Verteidiger stellen sich sofort auf, damit für die Angreifer keine langen Wartezeiten entstehen. Ein Verteidiger übernimmt die Verantwortung. Er erkennt jeweils, ob die Ballposition zentral oder außen ist. Er coacht den ballnächsten Spieler, dass er Druck auf den Ball ausübt (aber nicht zu stürmisch, sonst wird er ausgespielt). Die anderen Verteidiger sichern ihn ab, indem sie hinter ihm einrücken (Raum in Ballnähe verdichten). Nach jedem Pass der Angreifer orientiert sich die komplette Abwehrkette unmittelbar neu.

Hinführende Trainingsform zur ViererketteOrganisation & Ablauf (Hinführend)

Etwa 23 Meter vom Tor entfernt eine strafraumbreite "Höhe" mit zwei Stangen markieren.

Vier Spieler positionsgemäß zwischen den Stangen stellen. Der Trainer steht mit Bällen zentral vor ihnen. Hinterm Trainer verteilen sich 2-4 Zielspieler.

Die Aufgabe beginnt mit einem Pass des Trainers zu einem beliebigen Punkt der Viererkette. Der ballnahe Verteidiger bricht aus der Kette heraus, geht zum Ball und spielt zu einem der Zielspieler. Seine drei Mitspieler rücken nach innen ein und verengen so den Raum hinter ihm. Mit dem Pass zum Zielspieler lässt sich die Viererkette trichterförmig fallen. Der angespielte Zielspieler spielt nun einen Chipball hinter die Kette. Der ballnahe Verteidiger köpft diesen Ball zurück zum Trainer.

Die Viererkette besetzt nun wieder komplett die Höhe zwischen den Stangen und der nächste Durchgang beginnt.

Spieleranzahl: 4–8 Spieler. Bei vier Spielern keinen Zielspieler.

Variation: Nach dem Chipball bieten sich 1-2 Zielspieler für die Kopfballabwehr an. Jetzt muss zu einem von ihnen geköpft werden.

Tipp: Der Entfernung von 23 Metern zum Tor ist die Distanz, die der Gegner vom eigenen Tor ferngehalten werden soll. Die Viererkette kommuniziert laut und deutlich welcher Spieler aus der Kette bricht. Gerade wenn der Ball zwischen zwei Spieler kommt, bedarf es ein Coaching. Beim Chipball wird der Kopfballspieler von seinen benachbarten Mitspielern in der Tiefe abgesichert.

Kleine Spielform zum Training der ViererketteOrganisation & Ablauf (Klein-Spielform)

Für je acht Spieler ein Feld 20 x 15 Meter aufbauen. Auf den Grundlinien zwei äußere Minitore stellen.

Acht Spieler ins Feld und den Teams eine Seite mit zwei Toren zuweisen.

Es wird 4-gegen-4 auf die beiden gegnerischen Minitore mit freien Kontakten gespielt. Bei Seitenaus des Balls immer Spielaufbau an der eigenen Grundlinie. Nach einer Balleroberung muss mindestens ein weiterer Mitspieler am Ball gewesen sein, damit ein Treffer zählt.

Nach vier Minuten neue Begegnungen.

Spieleranzahl: 8–24 Spieler. Ist die Spielerzahl nicht durch vier teilbar, haben die Teams Ersatzspieler. Diese werden nach einem Gegentor ihres Teams eingewechselt. Die Spieler organisieren das selbstständig.

Wettbewerb: Ab zwei Feldern eine Turnierform spielen. Dauer einer Partie: 4 Minuten.

Variation: Stehen keine Minitore zur Verfügung, ein großes zentrales Dribbeltor (Breite: 8 Meter) auf der Grundlinie markieren.

Tipp: Die verteidigende Mannschaft agiert immer als Viererabwehrkette. Die Vie-rerkette bildet nach jedem Pass entweder ein Abwehrdreieck oder eine Abwehrsichel (entsprechend der Ballposition). Gegenseitig coachen: Laut den Namen des Spielers rufen, der vorrücken muss. Der vorgerückte Spieler weicht sofort wieder in die Kette zurück, sobald der Ball vom Gegner auf eine neue Position gespielt wird. Die Spieler positionsgetreu aufstellen: Außenspieler nach außen und zentrale Spieler ins Zentrum. Ersatzbälle an den Grundlinien.

1gg1 Defensiv mit TorbezuhOrganisation & Ablauf (1gg1-Defensiv)

Von der Strafraumlinie abgehend ein Hütchendreieck (20 x 15 Meter) markieren. Auf die Höhe von Position B zwei Minitore stellen.

Ein Verteidiger C zentral auf der Strafraumlinie und 3–9 Spieler als Angreifer auf die drei Positionen A / B verteilen. Alle Spieler A mit Ball.

Ein Spieler A passt zu Spieler B. B versucht Verteidiger C (IV) auszuspielen und ein Tor zu erzielen. Gewinnt C den Ball, passt er in eines der beiden Minitore.

Passgeber A wechselt zu B, B zu C und C mit Ball zu A. Sobald ein neuer Verteidiger auf Position ist, startet der nächste Durchgang bei der anderen Position A.

Spieleranzahl: 4–10 Feldspieler je Tor. Bei mehr Spielern der gleiche Aufbau an einem zweiten Tor.

Wettbewerb: Wer erzielt zuerst drei Tore?

Variation: Alle Bälle zu B. B passt zu A und C verteidigt aus seitlicher Position gegen A.

Tipp: Der IV startet dem Angreifer entgegen (Abstand verkürzen). Seitliche Stellung einnehmen und dem Angreifer die starke Seite (Dribbelfuß) zustellen. Tempo aufnehmen (fallen lassen). Nicht überlaufen lassen! Den Ball fokussieren. Finten ausblenden. Ist der Ball frei, schlägt IV entschlossen zu. Bei der Variation den Angreifer nach außen steuern, damit der Winkel für diesen immer spitzer wird. Der Angriff muss in 5 Sekunden beendet sein. Schafft IV es, den Angriff zu verzögern, hat er sein Ziel erreicht. Im realen Spiel kann man den Angreifer nun doppeln.

Spielform Viererkette plus 6erOrganisation & Ablauf (Groß-Spielform)

Ein Spielfeld bis zur Mittellinie und seitlich verengen.

Sechs Defensivspieler (Formation 4-2) und zwei Stürmer ins Feld. Weitere Offensivspieler verteilen sich in vier Gruppen an der ML. Eine zentrale Gruppe hat alle Bälle.

Die vier Offensivspieler starten mit Ball ins Feld und es entsteht ein 6-gegen-6-Spiel. Ziel ist es jeweils ein Tor zu erzielen.

Nach einer Spielunterbrechung organisieren sich die sechs Defensivspieler neu und die nächsten vier Offensivspieler starten ins Feld. Die Stürmer bleiben im Feld.

Spieleranzahl: 12–26 Feldspieler. Ab 18 Spieler haben die Verteidiger zwei Ersatzspieler, die sie fliegend und selbstständig wechseln.

Wettbewerb: Können die Angreifer in sechs Minuten einen 2:1-Rückstand drehen?

Variation: Mit der Breite des Felds den Schwierigkeitsgrad der Verteidiger justieren. Die beiden Stürmer tauschen.

Tipp: Die Spieler positionsgetreu aufstellen. Abseitsregel gilt. Die 6er üben aggressiv Druck aus. Die Viererkette bleibt möglichst lange kompakt dahinter und verschiebt lediglich ballorientiert. Staffelung der 6er bei zentraler Ballposition. Durch eine seitliche Stellung und leichtes seitliches Anlaufen das Spiel nach außen lenken. Bei äußerer Ballposition doppelt, dann ein 6er außen. Bei Rückpässen wieder vorschieben. Nicht im 1-gegen-1 ausspielen lassen. Die IV übergeben ihre Gegenspieler.

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