Angriffe auf das gegnerische Tor können durch das Zentrum oder über die Flügel erfolgen. Der Weg durch die Mitte ist der kürzeste, doch aufgrund gegnerischer Kompaktheit auch der mit den kleinsten Räumen. Die Räume auf den Flügeln sind dagegen größer. Daher gilt es, Angriffsmittel einzustudieren, die diese Räume nutzen.

Neben den zur Verfügung stehenden Räumen gibt es weitere Argumente für einen Flügelangriff. Ein Ballverlust ist hier weniger dramatisch. Der Weg zum eigenen Tor ist weit. Aufgrund der Seitenlinie ist ein Gegenpressing mit geringem Aufwand möglich. Mittels Hinterlaufen, Doppelpass, Spiel zum Dritten lässt es sich recht einfach bis zur Grundlinie durchkombinieren.

Ein Nachteil des Flügelspiels ist, dass man sich mit dem Pass nach außen zunächst vom gegnerischen Tor entfernt. Ein schneller Torabschluss ist nicht mehr möglich. Der Gegner erhält Zeit, sich zu organisieren. Er kann für eine klare Zuordnung der Gegenspieler im Zentrum sorgen.

Als Angriffsmittel kommt am Flügel die klassische Flanke oder der sogenannte 90-Grad-Ball zum Einsatz. Beim Letztgenannten wird von der Grundlinie aus ein Rückpass vors Tor gespielt. Die Bezeichnung 90-Grad-Ball erklärt sich durch den rechten Winkel von Dribbel- und Passweg.

Im Vergleich zur Flanke bietet der 90-Grad-Ball einige Vorteile. Der Pass ist einfach zu spielen, der Angespielte kann nicht im Abseits stehen und er kommt nicht in die Situation zu foulen. Zudem erfolgt der Torabschluss aus kurzer Tordistanz. Ein einfacher Zielschuss mit der Innenseite ist ausreichend.

Beim Beachten einiger taktischer Aspekte ist der 90-Grad-Ball schwer zu verteidigen. Dem Dribbler sollten 3–4 Anspielstationen vor dem Tor zur Verfügung stehen. Aus dem Rücken des Gegners heraus wird der Raum am ballnahen und ballfernen Pfosten angelaufen. Auf diese Art werden zumindest zwei Verteidiger gebunden. Jetzt gilt es noch, den zentralen Rückraum und nach Möglichkeit auch den ballnahen Rückraum zu besetzen. Durch die Bindung von zwei Verteidigern können die Spieler im Rückraum frei sein.

Der Dribbler (AV oder MA) agiert mit vollem Tempo und hebt vor seinem 90-Grad-Pass den Kopf. Die Angreifer kommunizieren miteinander, wer in welchen Raum startet. Das Einlaufen in die Zielräume wird mit dem Zeitpunkt des Passes abgestimmt. Im Idealfall erreichen die Angreifer die Zielräume mit dem gespielten Pass. Der 90-Grad-Pass erfolgt als hartes Zuspiel.

Eine Torchance mit dem 90-Grad-Ball kann man sich, neben dem Kombinationsspiel am Flügel, noch über zwei weitere Methoden erspielen. Dabei stehen die MA jeweils deutlich außen. Entweder erhalten sie das Zuspiel nach einem Kurzpassspiel im Zentrum oder nach einer Spielverlagerung. Der MA fordert mit einem Antritt den Ball, der Pass erfolgt in seinen Lauf und er versucht im Tempodribbling die Grundlinie zu erreichen. Man beachte, dass der Raum am Flügel besonders groß ist, wenn zuerst über die Mitte gespielt wird.

Führt die gegnerische Mannschaft einen 90-Grad-Ball aus, hat das Attackieren des Dribblers die höchste Priorität. In der Regel kann er vom ballnahen IV gestellt werden und AV doppelt von hinten. Als Nächstes gilt es, die einlaufenden Spieler an den Pfosten abzudecken. Ist dies alles gewährleistet, wird der Rückraum besetzt.

TechnikOrganisation & Ablauf (Technik)

Zwei Stangen auf Torlinie markieren die Torecken. Vier Positionen am Strafraum entsprechend der Zeichnung markieren.

Zwei gleich große Teams bilden. Zwei Spieler je Team zu den Positionen B und die Mitspieler an der entfernten Position A. Alle Spieler A mit Ball.

Die Teams spielen ausschließlich untereinander. Beide Spieler A starten gleichzeitig, indem sie so zu ihrem Mitspieler B passen. B nimmt den Ball außen um das Hütchen mit und dribbelt bis zur Grundlinie. Gleichzeitig orientiert sich A Richtung ballnahen Torpfosten. B hebt den Kopf und passt zu A. A verwertet in die kurze Torecke.

Spieler A wechselt zu B und B mit Ball zu A.

Spieleranzahl: 6–22 Spieler. Bei weniger als 10 Spielern nur von einer Seite spielen.

Wettbewerb: Welches Team erzielt in vier Minuten mehr Tore (ausschließlich direkt)?

Variation: Die Teams wechseln ihre Seiten. Spieler A orientiert sich zum ballfernen Pfosten und verwertet in die lange Torecke.

Tipp: Pässe und Laufwege der Teams kreuzen sich. Prüfen, ob der Passweg offen ist, sonst verzögern. Pässe mit Druck spielen. A verwertet die Zuspiele aus der Bewegung heraus (von einer tiefen Position in den Ball laufen). Auf den Positionen B stehen nur zwei Spieler, um den Wechsel von A nach B zu beschleunigen.

TorschussOrganisation & Ablauf (Torschuss)

Vier Positionen am Strafraum entsprechend der Zeichnung markieren.

Das Tor mit einem Torwart besetzen. Zwei gleich große Teams mit je einem IV bilden. Die Teams besetzen je eine Seite. Positionen B einfach besetzen und die restlichen Spieler mit Bällen zu A. Spieler A bilden Paare mit je einem Ball. Ein IV vors Tor und der andere IV pausiert neben dem Tor.

Die Teams greifen im Wechsel an. Spieler A passt zu B und dieser dribbelt zur Grundlinie. Das Pärchen A startet vors Tor und verwertet den 90-Grad-Ball von B. Der IV des jeweils anderen Teams hat die Aufgabe, dies zu verhindern. Jetzt gleicher Ablauf vom anderen Team.

Ein Spieler A wechselt zu B und B mit Ball zu A.

Spieleranzahl: 6–22 Feldspieler. Bei weniger als 12 Spielern nur von einer Seite spielen.

Wettbewerb: Welches Team erzielt in vier Minuten mehr Tore?

Variation: Die Teams wechseln die Seiten. Neue IV bestimmen.

Tipp: Die Spieler A haben die Wahl zwischen drei Zielräumen: Rückraum, ballnaher und ballferner Pfosten. Das Pärchen coacht sich und versucht Lösungen zu finden. Auch das Anlaufen eines Zielraums mit anschließendem Absetzen in den Rückraum ist eine Option. Vor seinem 90-Grad-Ball guckt Spieler B, welcher der beiden Spieler A freisteht.

SpielformOrganisation & Ablauf (Spielform)

Ein Feld (40 x 35 Meter) am Tor abstecken. Eine Rückpasszone (Tiefe: 7 Meter) markieren. Auf die Grundlinie zwei Minitore stellen.

Zwei gleich große Teams Angreifer und Verteidiger bilden. Drei Verteidiger kurz vor dem Strafraum und die anderen Verteidiger neben dem Tor. Zwei Angreifer (ST) zur Dreierkette und die anderen Angreifer (MA) gehen zu den Startpositionen A und B. Alle Spieler A mit Ball.

Das Spiel startet, indem Spieler A ins Feld dribbelt und Spieler B ins Feld läuft. Die Angreifer versuchen im 4-gegen-3 ein Tor zu erzielen. Treffer, die unmittelbar nach einem Zuspiel aus der Rückpasszone fallen, zählen doppelt. Erobern die Verteidiger den Ball, kontern sie auf die Minitore.

Nach jeder Aktion neue Verteidiger. Die ST wechseln mit Ball zu A / B und die Spieler A / B werden zu ST.

Spieleranzahl: 12–20 Feldspieler.

Wettbewerb: Nach fünf Minuten Spielzeit wechseln die Teams ihre Aufgaben. Welches Team hat am Ende mehr Tore erzielt?

Variation: Spielzeit verlängern. Anstatt auf Minitore kontern die Verteidiger mit einem Dribbling über die Grundlinie.

Tipp: Das jeweilige Angreifer-Team versucht möglichst viele Tore zu erzielen. Die MA bleiben außen und es wird versucht, diese so in Szene zu setzen, dass sie bis zur Grundlinie dribbeln können. Dann in die Zielräume laufen.

AbschlussspielOrganisation & Ablauf (Abschlussspiel)

Ein Feld bis zur Mittellinie und mit etwa 50 Meter Breite aufbauen. Zwei Tore aufstellen und jeweils eine Rückpasszone (Tiefe: 7 Meter) markieren.

Zwei 7er-Teams (3-3-1) bilden. Die Tore mit Torhütern besetzen.

Es wird gegeneinander gespielt. Die Teams haben die üblichen taktischen Vorgaben fürs Pressing und den Spielaufbau. Die Außenspieler versuchen bis zur Grundlinie durchzubrechen und dann einen 90-Grad-Ball zu spielen. Wird ein Pass aus der Rückpasszone direkt ins Tor verwertet, zählt dieser Treffer doppelt. Alle anderen Tore zählen einfach.

Spieleranzahl: 14–16 Feldspieler. 8er-Teams (3-3-2) bilden. Bei mehr Spielern die Spielfeldtiefe erhöhen.

Wettbewerb: Werden zwei Tore von einem Team nach einem Zuspiel aus der Rückpasszone erzielt, ohne dass der Gegner in der Zwischenzeit getroffen hat, müssen alle Spieler des Gegners Liegestütze absolvieren.

Variation: Zum Ende des Spiels die Rückpasszone abbauen und die Vorgabe geben, trotzdem viele 90-Grad-Bälle zu spielen.

Tipp: Immer wieder Spielverlagerungen und am Flügel hinterlaufen, um viele 90-Grad-Bälle spielen zu können. Möglichst alle Zielräume vor dem Tor besetzen.

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